Der Barock


St. Egidien im Jahr 1526 – das erste deutsche Gymnasium eingeweiht durch eine glanzvolle Rede Philipp Melanchthons, des Praeceptors Germaniae, eingedeckt mit den besten Professoren des Landes, das neue Bildungsprogramm hoch gelobt bis in die jüngste Zeit – wenn wir ehrlich sind: Es wurde ein Flop. Die Nürnberger Bürgersöhne studierten lieber in Bologna und Paris. Der humanistische Nachweis, dass Griechisch und Latein die Welt zusammenhalten, war den erfolgsorientierten Kaufleuten und Patriziern auf Dauer nicht so wichtig. Und dass im Lesen der Luther-Bibel die Freiheit eines Christenmenschen liege, – ja freili, aber wer macht die Ärberd?
Dieses war – nach der Isolierung des romanischen Klosters von der Bürgerschaft und des Niedergangs in der Gotik – nun der dritte Streich, doch der ärgste folgt sogleich Barock.
Am 12. Juli 1696 brennen Kirche und Schule nahezu vollständig nieder. Mit Ausnahme der Historischen Kapellen und der Sakristei erinnern nur mehr die Grundrisse an die vergangene Zeit.
Während das Gymnasium 1699 fertiggestellt ist, nahm der Plan der Baumeisterfamilie Trost, die Kirche im neuen barocken Stil wieder aufzubauen, viel Zeit und Geld in Anspruch.
Die Nürnberger, voran die Patrizierfamilien und die Kaufmannschaft, haben wesentlich dazu beigetragen.
Warum und wie Menschen gerade in Zeiten des Niedergangs – nach dem Dreißigjährigen Krieg – zu ganz besonderen Leistungen fähig werden, ist eines der Geheimnisse auch von St. Egidien. Es wird uns noch einmal begegnen. Am Patronatsssonntag,
4. September 1718, eingeweiht, blieb sie die einzige Barockkirche Nürnbergs.