St. Egidus


Nicht so wichtig war den Iren offenbar die Sicherung ihrer
eigenen Gedächtnisspur. Ihre Klöster, so auch St. Egidien,
firmieren als Schottenklöster. Eigene Heilige interessieren sie kaum. Als Kirchenpatron wählen sie den Hl. Egidius (Abt und Einsiedler +722/25), dessen Gruftkirche im Jahr 1116 im französischen St. Gilles neu erbaut wurde. In europäischer Spitzengeschwindigkeit haben die Bamberger diese Spur aufgenommen und bald nach 1120 ein gleichnamiges Spital mit Kapelle auf dem Michelsberg errichtet.

Egidius wird mit einer von des Königs Pfeil getroffenen Hirschkuh dargestellt, die bei dem Einsiedler im Wald von Nimes Zuflucht findet – ein geradezu modernes Paradigma, ihn zum Patron der Naturschützer und der Grünen zu machen.

Die dreischiffige Basilika mit Seitenschiffen und Apsis, um 1150 durch den Regensburger Abt Declanus erbaut, bildet zusammen mit der Klosteranlage und den Kapellen – leider nur mehr auf alten Stichen – das Zentrum des Egidienberges. In den Anfängen wird das Ensemble zur Linken komplettiert durch den Hof des Butiglers, des königlichen Mundschenks, in der Mitte unter
freiem Himmel, die Malstätte des kaiserlichen Landgerichts, dem heutigen Egidienplatz mit dem anachronistischen Reiterstandbild Wilhelms I. aus dem Jahr 1905.