Idylle?


Mag man sich das Schottenkloster im Schatten der Burg als mittelalterliche Idylle vorstellen: Mönche im Egidier Chor, zu dem Könige und Bürger geladen sind. Mönche als Schreiber der kaiserlichen Kanzlei, mit Wissenschaft und Kunst befasst, faire Gutsverwalter und strenge Schulmeister, Bauern wie Bürgerkindern zugetan. In einem glücklichen Moment der Geschichte von Päpsten und Kaisern beschenkt und privilegiert, bekommt diese Idylle legendarische und historische Falten und Risse.

Nicht nur, weil solche Geschenke immer ihren Preis haben und meistens korrumpieren!

Das kaiserliche Absicht, Glaube und Bildung zu fördern, um sie letztlich doch nur für die eigenen Zwecke einzuspannen, musste scheitern. Weltliche und geistliche Macht hatten die Rechnung ohne die Bürger gemacht. Man muss tatsächlich dem wandelnden Leichnam des Nürnberger Stadtheiligen Sebaldus folgen, der nicht im Schottenkloster bleiben wollte, sondern immer wieder hinüber nach St. Sebald ging. Mit der schauerlichen Legende ist der Strukturwandel verbunden, der die Mitte der Stadt im 13. Jahrhundert vom Egidienplatz weg in die Sebalder Altstadt (der heutige Albrecht-Dürer-Platz) verlegt. Der Egidienberg liegt nunmehr außerhalb der ersten Ringmauer.

St. Egidien, vom Mutterkloster aus Regensburg dominiert, wird zur Kirche am Rand. Die Iroschotten bleiben isoliert. Alles keine guten Voraussetzungen. Neureiche Bürger werden auf dem Egidienberg aktiv. Sie übersäen die Kirche mit Reliquien und Stiftungen. Die Tetzel bauen um 1350 eine Privatkapelle an das Kloster heran, die zusammen mit der Eucharius- und Wolfgangskapelle heute das Ensemble der Historischen Kapellen in St. Egidien bildet.

Das Kloster aber braucht die Bürger allenfalls als Stifter und die Bauern als Zahler. Das Geld wird zum entscheidenden Faktor und zwingt die Mönche, schier alles zu verscherbeln. Am Ende müssen sie Bücher, Monstranzen und Gewänder ausleihen, um überhaupt Gottesdienst feiern zu können.